Sibirien besitzt ohne Zweifel ein gewaltiges Potential und enorme Reichtümer. Die Gold und Diamantvorkommen sind mit denen Südafrikas vergleichbar. Die Ergasvorkommen übertreffen die der USA. Die vorhandenen Ölfelder von Samoflor besitzen ähnliche Ausmaße wie die Ölfelder auf der Arabischen Halbinsel. Die Fischgründe Sachalins stehen denen Neufundlands in nichts nach. Der Waldreichtum ist sogar größer als der Brasiliens. Darüber hinaus besitzt Sibiriens weltweit die größten Reserven an Kohle, Eisenerz, Mangan, Blei, Nickel, Kobalt, Wolfram, Molybän, Bauxit, Antimon, Schwefel und Asbest. Auch seltene Metalle wie Platin und Titan sind in abbauwürdigen Mengen vorhanden. 1989 wohnten 32 Millionen Menschen in Sibirien. 15 davon in Westsibirien, 9,2 in Ostsibirien und 8 Millionen Menschen in russisch Fernost. Nur 3 Prozent der sibirischen Gesamtbevölkerung sind Eingeborene. 60 Prozent der Bevölkerung leben in der Stadt. Experten sind der Meinung, Sibirien wäre bald in der Lage 250 Millionen Menschen zu ernähren. Westsibirien ist dabei die Region mit dem stärksten Bevölkerungswachstum. Nowossibirsk ist schon heute größer als Paris oder Berlin. Sowjetische Planungsstrategen träumten einst von Retortenstädten unter Glashauben. Heute ist man realistischer. Die damalige Vorstellung den Boden Sibiriens nur zum Ausbeuten der Rohstoffe zu nutzen, ist verflogen. Die Gewinnung und Primärverarbeitung der Rohstoffe erfolgt im östlichen Sibirien. Westsibirien hat sich als Schwerpunkt der Konsumgüter herauskristallisiert, da sich dort die Arbeitskräfte konzentrieren. Schon vor 200 Jahren meinte Michail Lomonossow: „Rußlands Macht wird auf dem Rücken Sibiriens wachsen.“ Mit Sibirien ist Rußland das größte und auch potentiell reichste Land der Erde. Fakt ist, daß schon heute mehr als die Hälfte aller Wirtschaftsregionen jenseits des Urals liegen. Es sind noch längst nicht alle Bodenschatzlagerstätten entdeckt wurden. Zur Zeit kann man davon ausgehen das 40% der Energievorräte, 75% der Buntmetalle und 90% des Urans im asiatischen Teil Rußland zu finden sind. Das heißt das 66% der gesamten Rohstoffreserven jenseits des Urals liegen. Allerdings denke ich, daß Rußland unbedingt Hilfe von außen benötigt, um die Reichtümer und das Potential Sibiriens zu nutzen und auszuschöpfen. Man muß zuerst einmal eine Menge Geld in die Projekte in und um Sibirien hineinstecken, bis man Profit und Erfolge erzielen kann. Dieses Geld hat Rußland aber nicht. Rußland muß es sich deswegen zur Aufgabe machen, ausländische Investoren für sich zu gewinnen. Darüber hinaus wird der Umweltschutz mit jedem weiteren Tag nötiger. Es kann nicht so weiter gehen, sonst wäre Sibirien aufgrund der Umweltzerstörung sicher nicht mehr lange für Rußland „(aus)nutzbar“. Rußlands Zukunft führt nicht an Sibirien vorbei. Sibirien ist, denke ich, wichtiger denn je geworden. Wurde der industrielle Aufbau der ehemaligen Sowjetunion in der Vergangenheit durch den Reichtum Sibiriens vor allem an Bodenschätzen und Wasserkraft begünstigt, ist Sibirien für Rußland heute zur Notwendigkeit geworden.